›› Bobo-Dioulasso, Burkina Faso
Am 1. Januar gibt es eine Einladung von Matthieu’s Papa. Nachsilvester-Feier in der Familie. Es kommen und gehen Leute, wir werden fürstlich bedient, Musiker spielen. Wo ein Djembe zu hören ist, gibt es etwas zu Feiern, wo eine Feier stattfindet, schaut man vorbei. Es wird ein kleines Dorffest. Ein spannender Nachmittag.
Bobo ist zwar die zweitgrösste Stadt, hat dabei wie gesagt Dorfcharakter. Der alte Teil der Stadt hat eine nette, kleine Moschee, die gaaaanz leicht an eine kleinere Form der Djenné-Moschee in Mali gleicht. Vom Stil her halt.
Interessanterweise gibt es von den fast zwei Monaten, die wir in Bobo verbracht haben kaum Fotos. Wir fühlen uns wie zu Hause und kommen nicht mal auf den Gedanken Fotos zu machen. Ob wir krank sind? Im Gegenteil, es geht uns wunderbar hier. Die gute Zeit verdanken wir grossenteils Matthieu, der uns seine Kultur näher bringt und uns zeigt, wie das Leben hier ist. Einblicke, die man nicht mal aufschreiben kann, Dinge, die ins kleinste Detail erklärt werden müssten, in Realität Sekunden dauern. Die langen Erklärungen würden den Zauber nehmen. Man muss es erleben. Westafrika. Sei so anders als der Rest dieses Kontinenten. Sagt man uns, kennen tun wir ja auch nicht alles ;-).
Etwa sechs Kilometer von Bobo entfernt, liegt das Dorf Dafra. Ausserhalb des Dorfes, neben einem Bach, unter grossen Bäumen findet man eine heilige Stätte. Im Bach plantschen heilige Fische. Und was für welche!
Frühmorgens wenn die Temperaturen noch angenehm sind, steht Matthieu bereit, um unsere kleine Gruppe abzuholen.
Mit dabei: eben Matthieu, Erwann, François, wir zwei, zwei zappelnde noch lebende Hühner (die wahrscheinlich ahnen, dass sie bald ohne Kopf sein werden) und fünf Liter «Chapalo».
Die gut anderthalb Stunden Spaziergang sind sehr angenehm. Kaum aus Bobo draussen, steht man in der «Brousse», wie man den Busch hier nennt.
Die Landschaft ist wunderschön, Steinformationen, die an Australien erinnern, es wird immer grüner, bis bald die schattige Stätte auftaucht. Es heisst Schuhe ausziehen. Bis ich bemerke, dass der ganze Boden weiss ist. Federn. Hühnerfedern überall, hier und da Blutflecken. Ein hartes Leben, das Hühnerleben. Dieser Ort ist sehr populär. Nicht wegen den Touristen, aber die Einheimischen kommen regelmässig zum «Geist Dafra» mit einer kleinen Opfergabe, um Wünsche anzubringen. Geht der Wunsch in Erfüllung, kommt man zurück und bedankt sich. Auch mit Hühnern. Oder Grösserem!
Hinter uns steht ein Mann, der mit einer Ziege her spaziert. Er hat vor einer Weile Dafra gebeten, dass sein Sohn durch die Abschlussprüfung kommt. Der Sohn hat bestanden, der Mann bedankt sich jetzt mit einer Ziege.
Unsere Hühner müssen ebenfalls daran glauben. Matthieu spricht einen allgemeinen und schönen Wunsch für alle aus. Jemand köpft die Hühner und wirft sie auf den Boden. Sie zappeln noch. Das sei ein gutes Zeichen ;-).
Danach wird das Geflügel grilliert und unter allen Anwesenden verteilt, letzteres passiert auch mit dem «Chapalo».
Die Innereien werden an die heiligen Fische verfüttert, die sich schon ans Ufer drängeln. Ein Dutzend Welse schnappen nach den langen Fäden der Innereien – Tiere die über einen Meter lang sind!
Der Ausflug nach Dafra ist spannend, sich in der Natur zu bewegen tut gut, der Rückweg wird heiss unter der Sonne. Andererseits tragen wir nicht einmal Waren herum, wie die meisten Leute, die unterwegs sind. Holzbündel werden auf dem Kopf balanciert, Velos fahren auf der sandigen Piste von Dorf zu Dorf, man trifft immer jemanden unterwegs.
Ansonsten geniessen wir die Tage wie sie kommen, in mir keimt eine Idee, die ich JC noch verkaufen muss ;-). Vielleicht wird eine Geschichte daraus. Eine Geschichte auf zwei Rädern …
PS: Ich schreibe jetzt erst (im April) über Weihnachten und Silvester – es handelt sich dabei um die Feiertage 2009/2010, auch hier feiert man Silvester am 31. Dezember… ;-D
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