>> Buenos Aires, Argentinien
Unsere «Ferien» beginnen sehr früh. Im Dunkeln. Um halb fünf Uhr morgens, als wir zum höchsten Flughafen der Welt in
La Paz fahren, um unsere Familie abzuholen.
Meinen wir auf alle Fälle. Meine Mutter und mein Bruder haben über vier Stunden Verspätung… da wären noch ein paar Stunden Schlaf mehr drin gewesen 😉
Aber es kommt alles gut, wir treffen uns und das Wiedersehen ist wunderschön.
Viel Zeit wollen wir in La Paz nicht verplempern und fahren gleich nach Copacabana. Dort lässt es sich besser leben und man kann sich am Titicacasee besser an die Höhe gewöhnen.
Ich überspringe nun eine kleine Zeitspanne seit dem letzten Blog Eintrag, dass wir wieder einmal auf einen Nenner kommen mit der Aktualität und veröffentlichten Texten im Blog.
Bis wir uns alles erzählt und an alles gewöhnt haben vergehen ein paar Tage. Wir besuchen noch die schöne Isla del Sol. Zu viert nur als Tagesausflug, JC und ich verbrachten vorher schon, als wir noch «warteten» mehrere Tage auf der Insel.
Die Isla del Sol, die etwa zwei Bootsstunden von Copacabana entfernt ist und als Ursprung des Inka-Lebens gilt ist wirklich hübsch gelegen.
Wenn man im Süden die steile und so genannte Inka-Treppe hinaufkraxelt landet man im Dörfchen Yumani. Ein überfüllter Ort mit Restaurants, Hotels und Verkäuferinnen. So haben wir uns die Insel nicht vorgestellt. Bis man mal endlich weiss, in welche Richtung es in den Norden geht, braucht man eine Weile. Wir fühlen uns hier nicht sehr wohl, auch die Leute dünken uns nicht sehr freundlich.
Wir wandern so schnell wie Möglich den breiten Weg entlang Richtung Norden.
Wieder ein Halt an einer «Boleteria». Der Mann hier ist sehr nett, plaudert und erklärt uns alles, wir bekommen sogar endlich eine kleine Karte. Hier wird alles viel ruhiger und wir sind schliesslich allein mit der Natur, umgeben von einem umwerfend blauen See, perfektem Wetter und reinster Luft.
Die Wanderung ist nicht anstrengend, aber man kommt auf den 3800 Metern über Meer doch ab und zu ins Schnaufen. Die Umgebung auf der linken Seite der Insel ist recht karg und gelblich, was sich aber schön vom saphirblauen Wasser hervorhebt.
Im Norden steht der «Roca Sagrada» (heiliger Stein) und die «Mesa de Sacrificios» (Opfertisch) und eine Ruine. Wir haben uns das wohl pompöser und eindrücklicher Vorgestellt, wenn es schon heisst, dass hier die Ur-Inka-Menschen geboren seien.
Die Legende sagt, dass hier auf der Insel, «Inti», der Sonnengott aus dem Schaum des Titicacasees Manku Qhapaq (Inkavater) und Mama Ocllo (Inkamutter) erschaffen hätte. Und diese beiden dann losgezogen seien, um das Inkaimperium Cusco zu erbauen.
Es gibt wie immer mehrere Versionen dieser Geschichte. Wir fragen noch den netten Billetverkäufer vom Norden, was es denn mit dieser Legende so auf sich hätte.
Stolz erzählt er uns eben, dass hier die Inkas geboren seien. «Und wie sind sie denn nach Cusco gekommen?» fragen wir nachdenklich. «Sie haben einen Tunnel unter dem See gegraben» meint er so überzeugend wie möglich. Wir versuchen nicht zu grinsen, denn Cusco ist doch ein ziemliches Stück von hier entfernt. «Einen Tunnel» meinen wir kopfnickend mit gewissem Respekt. Da schmunzelt auch er und meint: «Das hat uns immer unser Grossvater erzählt». Und wir lachen gemeinsam und stellen uns vor, wie die beiden damals mühselig einen Tunnel unter dem Titicacasee durch gebuddelt haben. Eine immense Arbeit. «Der Eingang sei nun leider verschlossen» sagt der Mann geheimnisvoll.
Die paar Tage in Copacabana vergehen schnell, denn wir haben noch einen «Termin» in Tupiza: Unsere viertägige Tour im Nationalpark Eduardo Avaroa, der Region Süd Lipez bis Salar de Uyuni. Von Copacabana fahren wir nach Oruro, um von dort den Nachtzug nach Tupiza zu erwischen. Es ist ja immer so eine Sache mit vororganisierten Dingen. Vor allem in chaotischen Ländern wie Bolivien. Aber das Glück ist uns Hold, es läuft alles wie am Schnürchen und wir sitzen abends glücklich auf unseren äusserst bequemen Zugsitzen und rollen über die Schienen Boliviens.
Die Entscheidung die Tour von Tupiza aus zu machen war eine geniale Idee. Am nächsten Tag erwartet uns ein 4×4 mit Chauffeur/Guide und einer Köchin. Vier Tage in der Natur in einfachen Unterkünften, ohne Dusche. Was will man mehr? 😉
Sehr viel Text wird es über die vier Tagen nicht geben, denn ich denke, die Bilder sprechen für sich. Am ersten Tag geht es von Tupiza nach San Antonio de Lipez (4260 ü.d.M).
Die Landschaft ist sehr trocken, gelb, mit viel trockenem Gras und Kakteen. Diese doch karge Landschaft hat so viel zu bieten, dass wir oft stehen bleiben und einfach beinahe sprachlos: «WOW!» vor uns hin murmeln. Alberto, unser Chauffeur und Guide bleibt immer stehen, sobald wir finden, hier müssten wir nun unbedingt ein Foto schiessen. Und glaubt mir: dies ist nicht selten… Er ist sehr teilnehmend, was unsere Wünsche angeht und hält oft schon, bevor wir «Stopp» rufen müssen.
Mittags zaubert uns Veronica, die Köchin, köstliche Sandwichs und Salat, die wir inmitten einer bezaubernden Landschaft, umzingelt von Lamas und Esel, zu uns nehmen. Ab und zu fahren wir durch kleine Dörfchen, wo man sich wirklich schwierig vorstellen kann, wie man hier leben kann.
Wir sehen Vogelsträusse, Kiwis (Vögel), Vicuñas und haben eine obligate Reifenpanne, die aber ruck-zuck repariert wird. Die erste Nacht verbringen wir in einem kleinen Dorf, in einem Haus einer Familie. Es ist total gemütlich, Veronica zaubert uns ein Essen, so gut, dass wir heute noch davon träumen. Geschlafen wird auch gut, so kalt ist es nicht einmal, wie wir befürchtet haben.
Der zweite Tag beginnt sehr, sehr früh.
Die Wolken hängen tief, was zwar einen spektakulären Sonnenaufgang gibt, aber Alberto meint, es werde vielleicht regnen. Regnen! Alles nur kein Regen! Glücklicherweise fahren wir in die entgegengesetzte Richtung und wir werden alle vier Tage keinen Tropfen spüren.
Die Ruinen des alten Dorfes von San Antonio de Lipez sind sehr eindrucksvoll.
Das alte Goldsucherdorf wurde wegen gespenstischen Geschichten verlassen. Wir sehen hier eindrucksvolle Ruinen wo viele Chinchillas herumspringen. Es ist wunderschön.
Der Tag wird sehr lange, wir sehen spektakuläre Lagunen, in Farben, die aus einem Bilderbuch zu entspringen scheinen, und Flamingos ihr zu Hause finden.
Flamingos… die man wie ich bisher dachte, eher in wärmeren Gebieten zu finden sind…
Wir nehmen ein warmes Thermalbad in atemberaubender Landschaft und fahren durch den «Desierto de Dali». Dieser Teil ist nur Wüste mit total abstrakten Steinformationen, darum auch der Name «Dali-Wüste».
Wir besuchen noch mehr herrliche Lagunen, unter anderem die Laguna Verde und Blanca und bestaunen die tollen «Geysire».
Brodelnde Erde, Wasser und unglaubliche Strukturen – alles von «Pacha Mama». Wir staunen und staunen und wissen gar nicht wohin mit all diesen Eindrücken!
Die nächste Nacht verbringen wir in einem Camp in der nähe der Laguna Colorada. Diesmal ist es kein richtiges Dorf. Nur eine Anhäufung von Zimmern und Betten, die wie es heisst in der Hochsaison schrecklich überfüllt seien, dass die Leute sogar in den Gängen schlafen müssten… ja da haben wir ja wirklich Glück, denn es ist relativ friedlich.
Am dritten Tag erwartet uns etwas, worauf wir uns schon lange freuen: die Laguna Colorada.
Diese Lagune ist nicht blau, wie man es vielleicht erwartet, sie ist rot. Die Farbe kommt von den Algen im Wasser. Die rosa Flamingos, die sich im Wasser tummeln passen perfekt in die Landschaft, als ob sie sich dafür abgestimmt angezogen hätten – es fehlen einem die Worte!
Dann noch der «berühmte» Arbol de Piedra (Steinbaum)
inmitten nicht endend wollender Weite, mit Bergen in Farben, als ob sie mit Aquarell an den Horizont gemalt worden wären.
Das Naturspektakel im Südwesten Boliviens ist unglaublich, man denkt immer wieder: sind wir auf der Erde?
Weiter geht es durch spektakuläre Natur und Gegenden, gespickt von imposanten Vulkanen am Horizont, Sanddünen, Bergen in unglaublichen Farben – sagenhaft!
Die letzte Nacht wollen wir so nah wie möglich am Salar de Uyuni verbringen. Alberto bringt uns zu einer Unterkunft, wo wir aber vergebens auf den Besitzer warten. Das nächste Dorf ist nicht weit, wo wir in einem Salzhotel schlafen werden. Die Mauern der Unterkunft sind aus purem Salz. Alberto repariert währenddessen den Pneu unserer zweiten Reifenpanne der Tour.
Der letzte Tag der Tour bricht an. Wir stehen wieder sehr früh auf, denn Alberto möchte uns den Sonnenaufgang auf dem Salzsee zeigen. In kürzester Zeit sind wir auf der immensen Salzkruste des «Salar de Uyuni», des grössten Salzsees der Welt.
Die Sonne lugt schon knapp über den Horizont, als wir unsere ersten Schritte auf der Salzkruste machen.
Es ist ein unglaubliches Gefühl. Der Morgen beginnt, wir stehen auf einer immensen weissen Fläche, rundherum einfach viel Nichts, der grosse, rote Sonnenball macht seinen Weg. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl.
Die «Narben» des Salzsees sind eigentlich «Ränder» der diversen Salzplatten. Und weil stets Luft entweicht, ergeben sich diese Salzränder. Der Boden ist recht hart. Ich dachte es sei ein bisschen wie Schnee. Die Kruste ist Meterdick, ein absacken ist hier nicht möglich.
Die Stimmung ist unvergesslich. Ich frage mich immer wieder wie ich das im Blog weiter geben soll, es ist eigentlich gar nicht möglich, all das in Worte zu fassen.
«Pacha Mama» hat dermassen unglaubliche Dinge, dass man einfach hier stehen muss, schauen, tief einatmen, geniessen und staunen muss…
Alberto fährt einen Weg durch den Salzsee, der noch nicht total abgefahren ist. Die «Hauptstrassen» sind total schwarz von all den Bussen und Autos, die hier durchfahren. Aber wir dürfen einen unberührten Teil des Salzsees sehen. Es ist unglaublich.
Ein weiteres Highlight des Tages ist die Insel «Incahuasi», fälschlicherweise als «Isla del Pescado» benannt. Aber diese ist eine Insel nebenan.
Wir dürfen als erste dieses Tages die Insel im grossen Salzsee betreten. Die Insel ist überwuchert von riesigen Kakteen und ganz oben birgt sie einen unglaublichen Ausblick auf den Salzsee bis an den Horizont.
Nach der Auskundschaftung der Insel bekommen wir ein herrliches Frühstück, wo dann auch andere Touristen ankommen und die Insel besuchen.
Es war wirklich sehr beeindrucken, hier ganz alleine zu sein.
Wir besuchen noch die Salzproduktion von Colchani, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Eigentlich sind wir immer ein bisschen zurückhaltend mit Touren. Aber diese vier Tage waren wirklich perfekt! Genialer Guide mit einer wunderbaren Köchin, Naturspektakel, die man nicht so schnell wieder vergiss. Es war herrlich!
Dass die warme Dusche zurück in Tupiza herrlich war, erübrigt sich wahrscheinlich 😉
Am nächsten Tag machen wir uns schon wieder auf den Weg. Nach Argentinien, denn schliesslich rufen die Steaks. 😉
Wir müssen zwar schon wieder früh aufstehen, aber dafür fährt heute ein Zug. Der Grenzübergang verläuft äusserst vorteilhaft für uns. Der bolivianische Grenzbeamte sammelt sogar die Pässe ein, während wir noch Schlange stehen und bringt sie uns abgestempelt wieder zurück. Was will man mehr. Auf der argentinischen Seite, die wir als mühsam und lange in Erinnerung haben, geht auch alles sehr schnell und wir sitzen im Handumdrehen im Bus nach Tilcara. Hier lassen wir es uns ein paar Tage gut gehen, bevor wir den 23-stündigen (!) Bus nach Puerto Iguazú nehmen. Auch für uns ist es das erste Mal, wo wir so lange in einem Sitz hocken. Aber es geht zu unserer Überraschung recht schnell vorüber. Auch Erika und Christof meistern dies wie Profis. Wir sind stolz auf sie 😉
In dieser Ecke Argentiniens, wo Paraguay und Brasilien zusammen kommen, besuchen wir den unglaublichen Wasserfall von Iguazú. Man kann hier nicht einmal von einem Wasserfall sprechen, denn es sind über 700 die hier zusammenkommen. Argentinien und Brasilien teilen sich den Wasserfall. Auf beiden Seiten gibt es Nationalparks.
Wir besuchen zu erst die argentinische Seite des Wassersturzes. Auf dieser Seite sind wir näher am Wasser und wir können die Kaskaden von oben beobachten.
Wir spazieren durch Dschungel, wo uns unglaublich viele farbige Schmetterlinge begrüssen und wo wir auch das Glück haben und Tukane beobachten können. Dies ist immer wieder ein grosses Spektakel.
Die brasilianische Seite ist nicht weniger Eindrücklich.
Von hier haben wir einen besseren Überblick auf die gesammte Fläche der Wasserfälle.
Das Wetter ist nicht perfekt. Es ist bewölkt, in Brasilien beginnt es dann sogar zu regnen. Aber der Eindruck ist trotzdem spektakulär…
Unsere letzte gemeinsame Busfahrt ist dann von hier in die Hauptstadt Argentiniens.
Uns beiden geht es äusserst gut. Wir werden stets in tolle Restaurants eingeladen und fahren in guten Bussen. So auch in dem nach Buenos Aires.
Es gibt Abendessen mit Wein! Hei… eben doch wie Ferien 😉
Obwohl JC und ich nun genug Lateinamerikanische Städte gesehen haben, müssen wir sagen, dass Buenos Aires wirklich sehr, sehr angenehm ist.
Gross, aber mit vielen Parks und unglaublich netten Menschen.
Wir verbringen unsere letzten Tage hier, wo wir noch Christof’s Geburtstag feiern, Tango tanzende Menschen beobachten, durch die Strassen schlendern und herrlich speisen.
Leider hat alles Gute sein Ende und wir müssen unsere Familie schon wieder auf den Flughafen bringen, denn die drei Wochen sind vorbei.
Aber die erlebten Dinge bleiben ewig im Gedächtnis und was wir die letzten drei Wochen gemeinsam gesehen haben war wirklich beeindruckend…
Nun habe ich doch mehr geschrieben, als ich wollte 😉
Wir sind im Moment immer noch in Buenos Aires und warten auf ein Visum. Es ist für uns fast ein bisschen unglaublich, sind wir doch «schon» im untersten Land Lateinamerikas angekommen sind! Wir müssen uns nun um den weiteren Verlauf unserer Reise kümmern und schauen was noch drin liegt. Wir werden wieder berichten. Das Abenteuer geht auf alle Fälle weiter…!
PS: wie immer habe ich nur einen Teil der Bilder in den Text eingebunden. Der Rest kann auf Flickr angeschaut werden.
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