Wir verbringen eine gute Zeit in Copán. Es ist wirklich eine hübsche Stadt und die nahe gelegenen Ruinen sind den Besuch auch wert. Die ausgestellten Stelen sind aussergewöhnlich schön verziert und kosteten sicher viele Arbeitsstunden. Wir freuen uns nicht «schon wieder einfach Steine» besuchen zu müssen, sondern wirklich schöne Altare, Stelen und eine riesige Treppe, welche mit Mayasymbolen verziert ist. Diese muss anno dazumal wirklich ein beeindruckender Anblick gewesen sein. Inzwischen stehen in Copán auch wieder die Originalsteine, welche durch eine grosse Blache geschützt werden.
Bald zieht es uns weiter, und wir freuen uns auf unsere erste richtige Busfahrt in Honduras. Das Busfahren geht hier zivilisierter zu und her. In Guatemala herrscht im Bus und auf der Strasse Anarchie. Hier fahren sie einigermassen normal, das Gedränge ist auch nicht so arg. Manchmal haben wir sogar nicht mal schlecht Platz mit unseren Beinen!
Allgemein schleppen die Honduraner weniger Dinge mit sich herum. Keine grossen Körbe und Säcke.
Auch hier sind es meistens ausgediente, amerikanische Schulbusse. Aber unkreativ, ohne grosse Zierde, meist in ihrer gelben Originalfarbe.
Wir fahren über viele Hügel, die Strasse schlängelt sich durch Wald und über saftige Wiesen, mit Bäumen in blutroter Blumenpracht und friedlich grasenden Kühen. Ab und zu stehen nur vereinzelt einfache Häuser am Strassenrand. Manchmal taucht ein Dörfchen auf. Honduras ist das zweitgrösste Land, hat aber die Bevölkerungszahl des kleinsten Landes Zentralamerikas, El Salvador. Sonst sehen wir nur weite Ebenen mit viel Wald. Kein Dschungel, normaler Wald eben. Mitunter tauchen Palmen oder Bananenstauden auf.
Ich wundere mich, warum so viele Beutel neben dem Chauffeur hängen: die Strasse ist kurvenreich und viele nutzen den Beutel um, na ja, ihren Magen zu entleeren. Vor allem Frauen. Die müssen wirklich einen sensiblen Magen haben, wir fahren nicht schnell…
Wir überleben es ohne Beutel.
Wir steigen in La Entrada um, das geht ganz fix, der Bus steht schon da. Ein Ayudante nimmt den Rucksack, wir folgen mit dem Rest und schon sitzen wir in einem anderen Gefährt.
Im Inneren geht es vergnügt zu. Musik plärrt aus dem überdimensionalen Lautsprecher, Händler stehen im Gang schlange und wollen Uhren, Chips, Getränke, Hühnchen und dergleichen loswerden. Das «Willst Du ein Hühnchen, mi amor?» der etwas fülligen Verkäuferin bringt uns zum grinsen.
Nicht viel später kommen wir in Santa Rosa de Copán an. Es ist Sonntag und das merkt man auch: beinahe keine Menschenseele auf der Strasse, die Läden sind zu. Für uns ungewöhnlich, merkt man in Guatemala an Wochenenden kaum Unterschiede.
Etwas Umständlich finden wir dann eine Bleibe. Zwar auch günstig, im Hinterhof bei einer Familie, aber bei weitem nicht so «komfortabel» wie in Copán.
Das Zimmer ist ziemlich modrig und wir hoffen, dass die Termiten nicht gerade heute Nacht die Zimmerdecke fertig durchfressen werden. Nachts müssen wir noch ein paar Kakerlaken niedermetzeln, so tierfreundlich sind wir nun doch nicht gesinnt. Naja, eine Bleibe gut genug für eine Nacht, länger wollen wir hier sowieso nicht bleiben.
Die Stadt selber dünkt uns nichts Spezielles. Wenig Charm und ausser eines kleinen Parks, nichts Erwähnenswertes zu entdecken. Also tun wir es den Einheimischen gleich: wir setzen uns in den Park und lesen Zeitung.
Schon am nächsten Tag brechen wir nach Gracias auf. (Ja, dieser Ort heisst wirklich so). Es hiess, dass uns dort ein nettes, kleines Kolonialstädtchen erwarten sollte. Auch hier sind wir ein bisschen enttäuscht, das kleine Nest war auch nicht so nach unserem Gusto. Schade.
Schwierig zu erklären, was es ist. Die Stimmung, die Menschen, die Häuser. Ein allgemeines Gefühl. Vielleicht erwarteten wir zuviel.
Unsere ersten Lempiras gehen zu Neige und wir bemerken, dass Geldautomaten in Honduras eher spärlich gesät sind. Entweder müssen wir zurück nach Santa Rosa, nach San Pedro Sula oder in die Hauptstadt. Wir brüten über unserer Karte und bemerken, dass wir sowieso eine Strecke unserer Route zweimal fahren müssen, also können wir auch gleich nach San Pedro Sula fahren. (Hört sich kompliziert an, kann man aber auf der Karte nachverfolgen)
Manchmal macht das Schicksal gute Arbeit und wir merken, dass wir so viel weniger Strecke doppelt fahren müssen und freuen uns.
San Pedro Sula, die zweitgrösste Stadt des Landes, möchten wir eigentlich umfahren, also erledigen wir unsere Geldgeschäfte und fahren gleich weiter an die Karibikküste, genauer nach Omoa.
Omoa ist ein kleiner Ort und wir finden ein nettes Hostel. Weit und breit die einzig vernünftige Option, wie wir bemerken müssen. Es ist Nebensaison, es hat nicht viele Leute, was aber sehr angenehm ist. Im Hostel selber sind wir nur ein paar Reisende, die Unterschlupf suchen. Der Besitzer (schon wieder ein Schweizer) ist leider ein wenig… eigen. Wir kamen uns wie in einem Klassenlager vor, er hat einen Haufen Regeln an den Wänden aufgehängt, so dass man beinahe einen Stuhl nehmen musste, um alles in Ruhe lesen zu können. Die lächerlichste Information war, dass er von niemandem angesprochen werden will. Für Infos habe er Angestellte.
Hinterlässt natürlich bei allen einen komischen Eindruck. Warum macht so einer denn ein Hostel auf, wenn er mit den Menschen keinen Kontakt haben will?
Egal, die Leute sind sympathisch, wir haben verbringen ein paar angenehme Tage.
So richtig Karibikgefühl kommt aber leider nicht auf. Der Ort ist zwar nett, aber vom Strand kann man nur träumen. Anscheinend hatten sie in Omoa mal Strand. Aber seit sie eine Gasraffinerie vor der Küste aufgestellt haben und Wellenbrecher bauten, kann die natürliche Strömung nicht mehr gewährleistet werden und der ganze Strand hat es weggespült. Die Einheimischen versuchen zwar mit Steinen noch etwas zu retten, aber das ist nun schon zu spät.
Die Highlights von Honduras sind anscheinend die nördlichen Inseln Roatán und Utila im karibischen Meer. Dort würde man auch den weissen Sand und das türkis Wasser finden. Heisst es. Und es ist glaube ich der billigste Ort um tauchen zu lernen.
Aber im Moment (Regenzeit) hat es Unmengen an Sandflöhen. Es macht uns nicht wirklich an die Inseln zu besichtigen und tauchen wollen wir auch nicht lernen. Für euch vielleicht unvorstellbar, jetzt wo wahrscheinlich schon der Hochnebel gute Arbeit für die ersten Winterdepressionen leistet… 😉
Wir machen uns wieder auf den Weg, halten dann doch noch in San Pedro Sula an (schrecklich grosse Stadt), um ein paar Dinge zu erledigen.
Wir denken uns, wenn schon keine Karibikgefühle da sind, fahren wir an einen See. Aber seit wir in Honduras sind, verfolgt uns das schlechte Wetter. (Wir hätten wohl doch in die Karibik fahren müssen…) Und es will auch am See nicht besser werden. Wir können zwar die Umgebung ein bisschen auskundschaften, bemerken aber, dass man gar nicht direkt an den See kann. Ausser mit Booten auf den See.
Es ist schwierig zu erklären, aber bis jetzt «haut uns Honduras einfach nicht vom Hocker». Wahrscheinlich hat es ein bisschen mit dem Wetter zu tun, ein bisschen mit uns, dem Land, den Leuten… aber wir werden allgemein nicht so «warm» mit dem Land. Der sympathischste Ort bis jetzt war Copán. Das ist ja auch nicht schlimm. Es ist einfach so der allgemeine Zustand. Ihr habt es vielleicht auch am Blog gemerkt, auch Fotos gibt es gar nicht so viele…
Da wir noch Lempiras zum Ausgeben haben, fahren wir halt nach Marcala. Es soll hier Kaffeeverarbeitung geben. Wir hoffen von dem was zu erfahren. Aber leider auch hier weit gefehlt. Wir finden nur eine Kooperative, die Kaffee kauft. Sehr gut. Wieder ein Reinfall 😉
Wir fragen uns wirklich, was wir hier genau tun und kehren in unser lärmiges (Bauarbeiten) und schmuddeliges Zimmer zurück. Es regnet sowieso wieder.
Nach Guatemala hatten wir die Qual der Wahl: sollen wir nach El Salvador, oder nach Honduras reisen? Vielleicht hätten wir es mit El Salvador probieren sollen. Macht nichts, ist ja nicht so schlimm. Nach zwei Wochen Honduras, fahren wir Morgen Richtung Grenze und probieren unser Glück in Nicaragua.
Wir hoffen, Euch dort spannendere Texte liefern zu können… 😉
Bis bald wieder, passt gut auch Euch auf!
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