›› Südwesten, Australien
Für uns beginnt irgendwie erst ab Port Augusta wirklich das Abenteuer Australien. Hier biegen wir links ab und betreten Neuland. Da wir noch viele Kilometer auf dem Highway vor uns haben, denken wir einen kleinen Abstecher um die Eyre Peninusla zu machen. Ein bisschen Abwechslung zur kommenden Nullarbor-Plain.
Dank unseres 4×4 trauen wir uns auch wirklich überall hin, man geht einfach mal schauen. Und so treffen wir auf ein wunderbares Plätzchen in Port Gibbon.
Das gute in Australien ist, dass man im Prinzip überall einfach so sein Auto hinstellen kann und übernachten darf. Sofern keine Tafel dasteht, wo eben dies verboten wäre, oder man sich auf Privatbesitz befindet. So schlafen wir also immer gratis, wenn wir nicht gerade in einem Nationalpark übernachten.
So kommt es, dass wir auf einer Erhöhung direkt am Meer stehen und sonst weit und breit keine Menschenseele. Türen auf und die Küche breitet sich der Sonne entgegen aus, die private Terrasse umfasst gerade mal einen kilometerlangen, einsamen Sandstrand. Ein Glas Wein, vielleicht ein Bad im privaten Pool, was braucht man mehr…
Am nächsten Tag schwimmt gemütlich ein Schwarm Rochen ganz nah am Strand vorbei. Und als wir ganz unten am Zipfel der Eyre Peninsula sind, wo das Wasser noch transparenter ist und der Strand nicht weisser sein könnte, beobachten wir vom Felsen Haifische. Wir staunen immer wieder aufs Neue.
Schon bald beginnt der lange Weg nach Westen auf der Nullarbor-Plain. Nullarbor kommt vom lateinischen von «ohne Baum». Anfangs dachten wir parallel zum Highway auf der «Trans Acces Road» zu fahren. Das ist die unbefestigte Strasse, die auch die Arbeiter der Zuggesellschaft benutzen. Aber die ganze Strecke ist für die Öffentlichkeit nun geschlossen. Also doch Schnellstrasse.
Die Nullarbor ist die einzige schnelle Verbindung im Süden nach Perth. Und da wir noch die Transferpapiere vom Auto bezahlen müssen, erledigen wir das so schnell wie es geht. Ganz so ohne Baum ist die Nullarbor nun doch nicht.
Es gibt Abschnitte, die wirklich baumlos sind, aber die kleinen, starren Gestrüppe sind immer da, also muss man sich die Gegend nicht ganz pflanzenlos vorstellen.
Sonst passiert nicht viel spektakuläres während der Fahrt. Die Höhepunkte sind ein paar Tafeln, wie zum Beispiel die anscheinend berühmteste Strassentafel Australiens,
Roadhäuser (Grosse Tankstellen mit Laden, alle paar hundert Kilometer) wo man auch gerne einen Zwischenstopp einlegt. Trotzdem wird es nicht langweilig. Man kann immer wieder auf die Küste abbiegen und so eine spektakuläre Aussicht auf die Klippen erhaschen. Hier hört der Kontinent definitiv auf.
In der «Mitte» passieren wir dann auch die Grenze zu Westaustralien – endlich – inklusive Fruchtfliegenkontrolle. Kein Gemüse und keine Frucht darf importiert werden.
Und wir staunen nicht schlecht: kaum ein paar Kilometer in Westaustralien hoppeln schon ein paar Känguruhs an uns vorbei, Falken kreisen über unseren Köpfen und ein Emupaar rennt mit uns um die Wette, bis sie scharf abbiegen und im Gestrüpp verschwinden. Das ist eine Begrüssung!
Hier befahren wir auch die längste, gerade Strecke Australiens: 146,6 km ohne jede Kurve. Obwohl, sehr kurvenreich waren die letzten tausend Kilometer ehrlich gesagt auch nicht… Wir beenden unseren Nullarbor-Ausflug am Balladonia-Roadhouse, wo wir an einer sehr schönen Strassen-Raststätte übernachten und mit einem «Emu Export» (westaustralisches Bier) den Tag ausklingen lassen.
Für den nächsten Tag haben wir viel vor. Wir wollen die letzen 200 Kilometer nicht der geteerten Strasse folgen, sondern entdecken auf der Karte einen 4WD-Track.
Und genau aus so einem Grund haben wir ja auch Bushy gekauft. Damit wir so wenig wie möglich den geteerten Strassen entlang müssen, im Zick-Zack durchs Land fahren und in der Natur sein können
Man muss sich diese Strassen einspurig auf unbefestigter Oberfläche jeglicher Art vorstellen. Und bei Passagen mit «4WD only»-Tafeln, darf man sich nicht Offrad-Freaks vorstellen, die da die Strasse entlang blochen. Es ist mehr als Hinweis gedacht, dass man mit einem normalen Auto hier nicht durch-, entlang-, oder wieder hochkommt.
Wir wissen nichts von der Strecke, die vor uns liegt. Nur, dass es die ehemalige Telegrafen-Route ist, «The Old Telegraph Road». Anfänglich beginnt die Strecke sehr gemütlich und einfach. Wir fahren durch unglaublich gut duftenden Wald, kommen zu offenen Stellen mit stacheligen Grasbüscheln vorbei und entdecken kleine, farbige Blüten, die wenn man nur gut schaut, plötzlich überall zu sein scheinen.
Düfte sind sowieso etwas, was einem stark auffällt in diesem Land. Wenn man mit offenem Fenster durch die Gegend fährt kommen einem von überall die wahnsinnigsten Aromen entgegen. Dieses Land riecht einfach gut.
Wir kommen überraschenderweise zu Salzseen, wo wir auch noch ein paar alte Telegrafenmasten sehen.
Die Landschaft auf der ganzen Strecke ist sehr beeindruckend. Ausser die mittleren 70 Kilometer. Da wird die Fahrt zur richtigen Schweissarbeit. Den Spuren nach, fahren hier nicht viele Autos vorbei.
Ständig sind wir ganze Bäume, die auf die Fahrspur gefallen sind, am herausziehen, umdrehen, wegkippen, abhacken… Wir können und wollen ja nicht querfeldein durch die Natur fahren. Wir fahren vielleicht fünf Minuten und schon wieder steht so ein riesiger Ast quer über der Fahrbahn. Und nicht tief genug, um darüber zu fahren. Anfänglich ist das ja noch lustig, aber so nach dem 30igsten Mal Aussteigen und herumschieben, wird das dann doch zur körperlichen Arbeit 😉 So putzen wir vor uns her, bis wir schon fast am Ende auf einen definitiv richtig grossen Baum stossen. Ein Monsterding, unmöglich hier irgendetwas zu verschieben oder mit der Axt zu zerhacken. Eine Motorsäge wäre nun gut 😉
So kurz vor dem Ende drehen wir nun auch nicht mehr um. Also suchen wir uns den bestmöglichen Weg rundherum, anders geht es nicht.
Wir schaffen es, hoffen wirklich nun, dass es mit dem «Toten-Baum-Gebiet», wie wir es nennen, endlich fertig ist.
Wir werden erhört, das Ende der Strecke wird nochmals von einem Salzsee und weiter, unberührter Natur gekrönt.
Wir sind völlig erschöpft und brauchten für 200 Kilometer 9 Stunden 😉
Beim Roadhouse in Norsman gönnen wir uns die wohlverdiente Dusche und schlafen sofort beim Lastwagen-Parkplatz ein.
Die letzten 600 Kilometer nach Perth sind von den ganzen 3400 Kilometer seit Melbourne nur noch ein Klacks ;-). Auf unserem Weg liegt noch der bekannte «Wave Rock» in Hyden, dem wir auch einen Besuch abstatten und schon fahren wir in die abgelegenste Grossstadt der Welt, wie sich Perth gerne selbst nennt. (Als nächsten Nachbarn das 2700 Kilometer entfernte Adelaide)
Endlich können wir den ganzen Papierkram erledigen, was sehr rasch geht. Ein Auto kauft man am Besten mit einem westaustralischen Nummernschild. Hier sind die Regelungen am einfachsten und unproblematischsten. Aber allgemein gesehen, ist es hier ganz einfach zu seinem eigenen Auto zu kommen.
Perth liegt am schönen indischen Ozean, wo ein Strand länger als der andere ist, mit klarem Wasser und weissem Sand. Die Menschen kommen uns hier besonders freundlich und locker vor. Aber trotzdem hält es uns nicht lange in der Grossstadt.
Wir setzen unsere Reise in den Südwesten fort.
Der Küste entlang fahrend halten wir an gemütlichen Schlafplätzen,
schönen Nationalparks und klaren Meeresbuchten.
Im Cape Naturaliste Nationalpark treffen wir auf Eukalyptusarten, die es nur hier im Südwesten gibt: riesige Karri-Wälder, die kerzengerade in schwindelerregende Höhen wachsen.
Und wieder kommen die wohltuendsten Gerüche durch unser Fenster. Es ist herrlich.
Bisschen weiter unten beginnt der schöne D’Entrecasteaux Nationalpark, der uns wirklich gut gefällt. Hier wechselt die Landschaft von viel Wald zu flachem pieksendem Gras, gespickt von Seen und Meeresbuchten, wo wir uns durch sandige Strecken pflugen und so immer an einem noch schöneren Ort landen.
Da bis jetzt überall, wegen Buschbrandgefahr totales Feuerverbot war, konnten wir unseren tollen Campofen noch nicht ausprobieren. Aber an einem kleinen See kommen wir endlich dazu.
Wir backen unser erstes, selbstgemachtes Brot, welches ohne zu lügen, perfekt gelingt. Wir haben einen heidenspass dabei 😉 Ein paar Tage später gibt es sogar Pizza! Da kann jeder Pizzaiolo einpacken 😉
So sieht unser Leben im Moment aus. Schauen, dass wir genug Wasser an Bord haben (und nun auch Mehl) 😉 gemütliche Schlafplätze suchen, durch die Natur streifen und Tiere beobachten, die hier einfach in Hülle und Fülle auftreten.
Manchmal sind auch eklige, grosse, schwarze Spinnen dabei. Wir hoffen einfach, dass uns nie eine kleine, giftige ins Bett kriecht und uns in die Füsse beisst… 😉
Bis bald wieder, mit der Fortsetzung des Südwestens.
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