Es ist schwierig das charmante Quito zu verlassen. Wir haben hier eine gute Zeit, aber gleichzeitig wollen wir auch weiter.
Der erste Halt, ein Schreck: Latacunga. Eine typische Panamericana-Stadt. Chaotisch und lärmig. Autoersatzteile, Automechaniker und Reifenreparaturen wohin man schaut. Was tun wir hier? Warum haben wir Quito verlassen? 😉Unser eigentliches Ziel ist der Quilotoa-Circuit, mit einem schönen Kratersee und diversen, kleinen Dörfern, die man besuchen könnte. Nun kommt aber wie immer alles anders, als man geplant hat.
Irgendwie ist nicht unser Tag und alle Welt versucht uns übers Ohr zu hauen. In Latacunga wollen wir nicht bleiben, also fahren wir gleich nach Saquisilí. Dort werden wir aber nicht fündig, was man einen Schlafplatz nennen könnte. Die Dame meint uns ihr «Loch» zu einem horrenden Preis verkaufen zu können und etwas anderes finden wir nicht. Es wird uns alles ein bisschen zu bunt – es ist eine lange Geschichte – also fahren wir halt zurück ins grosse Latacunga und schlafen doch dort.Die Vorkommnisse und das schlechte Wetter bringen uns dazu, die Quilota-Angelegenheit zu vergessen und einfach frisch und froh weiterzufahren. So landen wir in Baños. Wohl der Ort an dem jeder Ecuador-Besucher vorbei kommt, dementsprechend sind die touristischen Einrichtungen. Wahrscheinlich könnte man ein Jahr lang jeden Tag in einem anderen Hotel übernachten, so viele Unterkünfte gibt es hier.
Wie gesagt, das Wetter ist nicht gerade auf unserer Seite im Moment, also harren wir der Dinge und hoffen auf ein bisschen Sonnenschein, denn Baños liegt eingeklemmt zwischen Bergen und Vulkanen, was hervorragende Streifzüge heissen würde.
Baños ist bekannt für seine vielen Thermalbäder. Wenn es mal nicht regnet, oder so neblig ist, dass man kaum was sieht, steigen wir in einen der verschiedenen warmen oder kalten Pools. Gewisse Bassins sind so heiss, dass ein bisschen Suppenhuhn-Feeling aufkommt.
Zwischendurch erhaschen wir doch ein paar Sonnenstrahlen und können so entweder auf einen der vielen Aussichtspunkte laufen, oder den Weg Richtung aktiven Tungurahua-Vulkan einschlagen. (Der übrigens im Moment eine grosse Rauchsäule präsentieren würde – wenn der Nebel nicht so dick wäre…)
Von Quito nach Guayaquil, am Meer, verläuft eine Eisenbahnstrecke. In Riobamba, unserem nächsten Halt, gedenken wir den Zug nach Alausí zu nehmen, von wo aus die Bahn die bekannte Strecke zur Teufelsnase (Nariz del Diablo) hochfährt.
Wir suchen die Zugauskunft, stehen aber vor verschlossenen Türen und einem grossen Plakat: «Die Strecke Riobamba–Alausí kann wegen Erdrutsch nicht befahren werden». Na toll.
Am darauf folgenden Tag fahren wir also nach Alausí. Die Strecke ist wunderschön und wäre mit dem Zug sicher noch schöner gewesen. Wir fahren an fruchtbarem Land, saftigen Wiesen, Menschen, die auf den Feldern arbeiten und von Wolken eingehüllten Bergspitzen vorbei. Sogar das Wetter ist heute gut.
In Alausí erfahren wir, dass die Zugfahrt zur Nase hin und zurück nur eine Stunde dauert, also mehr ein Ausflug als eine Zugfahrt. Wir hofften ehrlich gesagt auf eine ausgiebigere Andenfahrt. Irgendwie so was in der Art halt.
Der Zug würde erst in zwei Tagen fahren, kommt der Faktor Wetter dazu, welcher im Moment eher ungünstig ist. Und am Abfahrtstag muss man Schlange stehen, um dann auf eine Liste zu kommen um irgendwann «dran» zu kommen.
Und als wir Massen an Touristen in 4-er-Reihen eingeklemmt auf dem Dach mitfahren sehen, vergeht uns die Lust am Ganzen ziemlich schnell, trotzdem sind wir aber unschlüssig was wir tun sollen. Aber irgendwie «stimmt» es einfach nicht für uns.
Während ich diese Zeilen schreibe sind wir scharf am überlegen morgen einfach weiter zu fahren. Vor ein paar Tagen haben wir uns sowieso gesagt ein bisschen zu «pressieren». Nicht weil es uns hier nicht gefällt, es ist mehr ein «grosses Ziehen» nach Peru. 😉
Peru ist ein riesiges, kulturreiches Land, wo wir genug Zeit verbringen möchten. Und in Peru und Bolivien gibt es die «echten», klassischen Zugreisen in den Anden.
Kommt dazu, dass das Wetter eigentlich besser werden müsste (hoffentlich) und die Regenzeit dem Ende entgegen gehen sollte. Und im Mai ist immer noch Nebensaison…
Und wenn man bedenkt, wie gross die Erde ist und was es alles noch zu entdecken gibt, fragt man sich wirklich, ob man sich wegen eines Zuges so viele Gedanken machen sollte, nicht wahr?
Darum… sind wir nun in Cuenca und haben diese Zug-Geschichte einfach ausgelassen und sind nun auch froh darüber. 😉 Cuenca ist wie auch Quito eine UNESCO Weltkulturerbe-Stadt. Sehr kolonial mit – natürlich – vielen Kirchen. Aber auf irgendeine Art hat Quito doch viel mehr Zauber.
Da es (welch Überraschung…) wie in Strömen regnet, als wir ankommen, landen wir vorerst kaffeetrinkend in einem Café, den Regen abwartend.
So soll es sein dass wir – Fügung des Schicksals – in einem eigentlich «teuren» Hostel, landen, denn der Regenguss will nicht aufhören, aber die Stimmung hier ist gut und das Zimmer überaus komfortabel. (Hoffentlich für den Preis…?!)
Ich rede hier immer von Preisen. Vielleicht sollte ich erklären, dass wir, wenn es das Land zulässt, in Zimmern für fünf oder sechs Dollars schlafen. (Das Zimmer, nicht pro Person) Das oben genannte kostet zwölf, ein wahrer Luxus! (Die grünen, amerikanischen Scheinchen sind hier übrigens die Währung).
Wie ein Fünf-Dollar-Zimmer aussieht? Na ja… nicht wirklich speziell. Ein Raum mit einem Bett halt. Wenn man Glück hat eins, wo einem nicht gerade die Eisenfedern in den Rücken stechen, oder der Lattenrost keine allzu grossen Löcher vorweist. Man findet für den Preis schon gute, saubere Zimmer, was eigentlich das Wichtigste ist.
Warum wir uns das antun? Na also… wir müssen hier ja nicht wohnen, sondern nur schlafen, oder? Und manchmal ist das Bett doch sehr behaglich… Wenn wir etwas länger an einem Ort bleiben, suchen wir uns natürlich das bequemste Bett aus. 😉
Interessanterweise fehlt es oft an Ablageflächen. Man erwartet ja nicht eine Kommode, aber Aufhängevorrichtungen wären schon was. Egal. Hier in Cuenca fehlt es an nichts. Alles sehr schön und wunderbar. Man kann sogar von Einrichtung reden, und einem so bequemen Bett, dass man gar nicht weiss wie liegen ;-). Wir geniessen den Abend in der Bar, bei Musik und Geplauder.
Von weit her hört man die Abmühungen eines «Sängers» in der nahe gelegenen Karaokebar. Die Latinos lieben Karaoke. Da lob ich mir die Ohropax…
In Cuenca finden wir zum Glück den Markt, was immer ein Spass ist und vor allem gibt es leckeres und günstiges Essen dort. Sogar der Reis hat heute geschmeckt 😉
In Cuenca erfahren wir noch etwas über Panamahüte. Durch Zufall wird uns der Ablauf der Herstellung erklärt, was ganz interessant ist. Eigentlich sollten sie Ecuador-Hüte heissen, denn die Panama-Hüte kommen ursprünglich aus Ecuador und in Cuenca sind die grössten und bekanntesten Exporteure ansässig. Je feiner der Hut geflochten ist, umso teurer wird er. Die ganz feinen Hüte, kann man ohne weiteres zusammenrollen, aber im Regen sollte man ihn nicht tragen. Toll, heute Abend gehen wir ein bisschen weniger doof ins Bett ;-).
Da wir nun schon sehr südlich sind wird der nächste Blogeintrag wahrscheinlich aus Peru kommen. Bis bald wieder…
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